Ergenekon-Legende

„Bei der Ergenekon-Legende handelt es sich um ein türkisches Nationalepos, der als Ursprungsmythos der Turkvölker betrachtet gilt. Die Legende erzählt von der Flucht einer Gruppe von frühen Türk/innen nach einer militärischen Niederlage in ein bergiges Gebiet. Nachdem sie der Arglist ihrer Feinde zum Opfer fielen, flohen sie und fanden eine neue Heimat im Ergenekon-Tal. Vierhundert Jahre vergehen, bis sich der Stamm entschließt, das Tal zu verlassen. Ein grauer Wolf erscheint und leitet sie aus dem Tal hinaus. Sie kehren in ihre ursprüngliche Heimat zurück, besiegen ihre Feinde, sodass wieder eine türkische Herrschaft entsteht.

Der Legende wird sich unter anderem in ultranationalistischen Kreisen bedient. Sie wird als Gleichnis für die Türkei gelesen. Ähnlich wie das Reich der Turkvölker aus der Geschichte sei das Osmanische Reich durch äußere, „nichttürkische“ Feinde zerfallen. Zuflucht fand das türkische Volk in der türkischen Republik, wo es zu alter Stärke zurückkehren wird und gemäß der Legende die ursprüngliche Heimat zurückerobert. Dies wird als das Streben nach dem großtürkischen Reich Turan verstanden. Das Motiv von Ergenekon wird immer wieder im Zusammenhang mit den Expansionsfantasien und Machtstreben innerhalb des türkischen Ultranationalismus aufgegriffen.“