Geschichte

Die Geschichte des türkischen Ultranationalismus reicht weit in die Vergangenheit, in das zusehends zerfallende Osmanische Reich zurück, in der sich die Ideologie langsam zu entwickeln begann und schließlich die Form einer aktiven politischen Bewegung annahm. In der folgenden Übersicht soll ein Überblick über die Entwicklung dieses Phänomens sowie seine Verbreitung in Deutschland und der Türkei geboten werden.

Zeitstrahl

19. Jahrhundert

Aufkommen des Nationalismus

Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 entstand erstmals die Idee der Nation. In den nachfolgenden Jahrzehnten verbreiteten sich die nationalistischen Ideen auf dem europäischen Kontinent, sodass es im 19. Jahrhundert zu diversen Nationenbildungen kam.


2. Hälfte des 19. JH

Entstehung türkischer Nationalismus

Im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn entsteht der türkische Nationalismus vergleichsweise spät. 1860 gründete sich die erste nationalistische Bewegung, die sogenannten Jungosmanen. Anstelle des osmanischen Vielvölkerstaats strebten sie nach einem Nationalstaat, unter Vorherrschaft der türkischen Volksgruppe. Mit dem wachsenden Glauben in die türkische Ethnie benannte sich die Bewegung in Jungtürken (Jön Türkler) um.

Bedingt durch verschiedenste innen- und außenpolitische Ereignisse entwickelt sich der türkische Nationalismus in der zweiten Jahrhunderthälfte zu einer äußerst erfolgreichen Ideologie.


1908

Jungtürken kommen an die Macht

Durch einen Militärputsch gelangen die Jungtürken im späten Osmanischen Reich an die Macht. Die jungtürkische Regierung erhebt den Turanismus und Panturkismus zur Staatsdoktrin und konnte somit den türkischen Nationalismus ideologisch festigen. Die politischen Ideen der Jungtürken waren durch die Französische Revolution und durch den sozialpolitischen Wissenschaftsdiskurs um den biologischen Materialismus und den Sozialdarwinismus geprägt. Als Folge bildete sich ein Nationalismus heraus, der speziell für die türkische Ethnie galt und sich entschieden gegen andere politische Gruppierungen richtete. Nicht-türkische Minderheiten wurden zunehmend als eine Bedrohung aufgefasst.


1912/13

Balkankriege

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts forderten diverse Balkanregionen ihr Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich und konnten diese im Zuge der Balkankriege von 1912-1913 erstreiten. Für das Osmanische Reich und dessen jungtürkische Regierung bedeutete dies weitreichende Gebietsverluste und damit auch einen Wendepunkt in ihrer politischen Haltung. Durch die Widerstände und Nationalbewegungen von nicht-türkischen Minderheiten nahmen rassistische Tendenzen innerhalb der jungtürkischen Bewegung zu.


1923

Republikgründung Türkei

Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite des Deutschen Reiches und Österreichs-Ungarns und erlag wie eben diese zum Ende des Krieges einer Niederlage. Das einst osmanische Gebiet sollte unter den europäischen Siegermächten aufgeteilt werden. Die türkische Nationalbewegung unter Führung des Generals Mustafa Kemal Atatürk ging in den Widerstand gegen diese Pläne, was im sogenannten „Türkischen Befreiungskrieg“ von 1919-1923 mündete. Die Türkei ging als Sieger hervor und mit dem Vertrag von Lausanne wurden die bis heute gültigen Grenzen des neuen türkischen Staates völkerrechtlich anerkannt.  Am 20. Oktober 1923 wurde die türkische Republik ausgerufen und Mustafa Kemal Atatürk zu ihrem ersten Präsidenten ernannt.


Mitte 20. Jahrhundert

Erstarken der türkisch-nationalistischen Ideologie

Zwar wurden in der neuen türkischen Republik unter Atatürk nationalistische Gruppierungen, die nach dem großtürkischen Reich Turan strebten, offiziell nicht geduldet, nichtsdestotrotz blieb die turanistische Ideologie bestehen. Nach Atatürks Tod 1938 erhielt der türkische Nationalismus insbesondere durch das nationalsozialistische Deutschland neuen Auftrieb. Es bestand eine enge Verbindung zum Deutschen Reich. Die Nationalsozialisten zeigten großes Interesse an den türkisch-nationalistischen Kreisen, welche wiederum für die NS-Ideologie stark empfänglich waren. Die faschistische Bewegung in der Türkei wurde durch das nationalsozialistische Deutschland gefördert, sodass der Turanismus und Panturkismus seit den 1940er Jahren erneut aufblühten und zahlreiche Vereine und Zeitschriften im Geiste der Ideologie entstanden.


1961

Anwerbeabkommen Deutschland

Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte die Bundesrepublik Deutschland einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser ließ in absehbarer Zeit einen Mangel an Arbeitskräften erwarten, sodass sich als Folge die deutsche Arbeitsmarkt- und Ausländer/innenpolitik zu wandeln begann. Eine Gastarbeiter/innenbeschäftigung sollte nun als ein konjunkturelles Ausgleichsinstrument fungieren.

Die Regierung strebte durch Anwerbeabkommen mit europäischen und auch außereuropäischen Ländern eine staatliche Regulierung der Arbeitsmigration an. Das Bundeswirtschaftsministerium schloss Übereinkommen mit südeuropäischen und nordafrikanischen Staaten und ebenso mit der Türkei 1961.

Diese beschränkten sich zunächst auf eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis von einem Jahr. Nicht nur Deutschland, sondern auch die Herkunftsländer selbst hegten ein Interesse bei diesen Vereinbarungen. So ging die Initiative für das Anwerbeabkommen mit der Türkei von der Türkei selbst aus. Aufgrund von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen, einem hohen Bevölkerungswachstum und einer starken Unterbeschäftigung stand diese unter einem hohen „Auswanderungsdruck“. Der türkische Staat erhoffte sich ökonomische Vorteile für die eigene Wirtschaft, beispielsweise in Form von Deviseneinnahmen durch Geldüberweisungen türkischstämmiger ArbeiterInnen in ihre Heimat sowie durch eine Verringerung der eigenen Arbeitslosigkeit und einen Modernisierungsschub durch zurückkehrende Gastarbeiter/innen. Zunächst schrieben die Abkommen einen befristeten Aufenthalt vor, ein Familiennachzug war hingegen nicht erwähnt.

Auf Grundlage dieses Anwerbeabkommens wurde dennoch die erste Basis für eine systematische Zuwanderung von türkischstämmigen Personen nach Deutschland geschaffen.


1969

MHP-Gründung

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts kam es in der Türkei zunehmend zu einer politischen Öffnung. Während zu Zeiten der Republikgründung ein Ein-Parteien-Staat bestand, wurden allmählich auch weitere Parteien zugelassen. Auch im nationalistischen Spektrum der Türkei entstanden parteiliche Strukturen. So etwa die 1958 gegründete konservative Cumhuriyetçi Köylü Millet Partisi (CKMP/Republikanische Bauern und Nation Partei). 1965 wurde Alparslan Türkeş, der heute als Ideologievater des türkischen Ultranationalismus gilt, Vorsitzender der CKMP und beeinflusste das Parteiprogramm zugunsten seiner nationalistischen Ideen. Im Jahr 1969 wurde die Partei zur Milliyetçi Hareket Partisi (MHP/Nationalistische Bewegungspartei) umbenannt, unter dessen Namen sie bis heute existiert und zu einer der wichtigsten Institutionen des türkischen Rechtsextremismus geworden ist.


1970er-80 er

Türkisch-Islamische Synthese

Während die MHP und ihr Umfeld in seinen Ursprüngen eine zunächst eher anti-religiöse Haltung vertrat, begann sich im Spektrum des türkischen Ultranationalismus seit den 1970ern eine verstärkt islamische Orientierung durchzusetzen. Das Konzept der sogenannten „Türkisch-Islamischen Synthese“ entstand, das darauf beruht, dass die türkisch-nationalen und die islamischen Elemente der türkischen Geschichte untrennbar miteinander verbunden seien. Bei der Synthese handelte es sich nicht bloß um einen abstrakten Wandel auf ideologischer Ebene, sondern auch die Partei- und Vereinsstrukturen in der türkischen rechtsextremen Bewegung wurden hiervon beeinflusst. In den Folgejahren und -jahrzehnten kam es immer wieder zu Abspaltungen und Neugründungen von Parteien und Gruppierungen zugunsten einer islamischen Ausrichtung.

In den 1970 er und 1980 er Jahren radikalisierte sich die rechtsextreme Bewegung in der Türkei zunehmends, auch innerhalb der MHP; hier wurden unter den Namen „Graue Wölfe“ Jugendgruppen gebildet. Zu dieser Zeit gingen von jenem militanten Flügel zahlreiche Anschläge, Gewalttaten und Morde aus.


1970er

Einzug der Ideologie nach Deutschland

Der Einzug der türkisch-ultranationalistischen Ideologie nach Deutschland lässt sich auf die frühen 1970er Jahre datieren, so tauchten in diesem Zeitraum die ersten Vereine und Schriften mit rassistisch-nationalistischen Inhalten auf. Dies war nicht zuletzt auf das politische Engagement der MHP in der Bundesrepublik zurückzuführen. Es entstand eine deutsche Auslandsvertretung der MHP und auch wenn diese zu einem späteren Zeitpunkt verboten wurde, bildete sie die Grundlage für spätere Organisationsstrukturen des türkischen Ultranationalismus in Deutschland.


Anfang 1970er

Familiennachzug

Zu Beginn der 1970er Jahre wurden die Zuwanderungsgesetze für Gastarbeiter/innen in der Bundesrepublik gelockert, sodass diese teils keine Befristung mehr enthielten, und zudem wurden Möglichkeiten für einen Familiennachzug geschaffen. Folglich kam es zu einem beträchtlichen Zuwachs an Zuwander/innen mit türkischem Hintergrund. Die türkischen Arbeitsmigrant/innen entwickelten sich zur stärksten Gastarbeiter/innengruppe und seit 1972 bildet die türkischstämmige Bevölkerungsgruppe zudem die größte Gruppe unter den ausländischen-nationalen Gruppierungen in Deutschland.


1973

Anwerbestopp

Auf die 1973 durch die Ölkrise hervorgerufene weltweite Rezession verhängte die deutsche Regierung einen „Anwerbestopp“ für die Gastarbeiter/innen aus Nicht-EG-Staaten. Die deutsche Ausländer/innenpolitik konzentrierte sich in den Folgejahren auf die Rückführung ausländischer Arbeitskräfte in ihre Heimatländer, sie begann Rechte von AusländerInnen zu reduzieren und stellte finanzielle Prämien für Rückkehrabsichten in Aussicht. Kurzfristig führte dies zwar zu einer Abnahme der Arbeitsmigration, längerfristig stiegen die Zahlen jedoch weiterhin durch eine dauerhafte Niederlassung der Arbeiter/innen und durch den Familiennachzug.


1978

Gründung Türk Fedarasyon / ADÜTF

1978 wurde in Frankfurt am Main die sogenannte Türk Federasyon bzw. Almanya Demokratik Ülkücü Türk Dernekleri Federasyonu (ADÜTDF/Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland) gegründet. Es handelt sich um einen Dachverband, unter dem sich zahlreiche türkische rechtsextreme Vereine in Deutschland zusammengeschlossen haben. Zwar handelt es sich bei dem Verband um keinen Ableger der MHP, dennoch weißt er eine große Nähe zu der türkischen Partei auf.


1980

Militärputsch Türkei

Durch politische Unruhen im Land ausgelöst wurden, kam es am 12. September 1980 zu einem Militärputsch in der Türkei. Dies zeigte auch seine Folgen auf die türkische Migration nach Deutschland. Im Zuge der Unruhen stieg sie signifikant an, da die Arbeitsmigration nun um eine politisch motivierte Migration ergänzt wurde.


1980er/90er

Anschläge durch Graue Wölfe in Deutschland

In den 1980er und 1990er Jahren ereigneten sich auch in Deutschland diverse politisch motivierte Attentate und Anschläge, die durch Mitglieder der Grauen Wölfe verübt wurden. Zu den Opfern dieser Gewaltwelle gehören u.a. der 1980 in Berlin-Kreuzberg getötete Gewerkschaftler Celalettin Kesim, der 1995 in Neumünster erschossene Kurde Seyfettin Kalan und der 1999 in Köln ermordete Kurde Erol Ispir.


1981

Papstattentat

Am 13. Mai 1981 verübte Mehmet Ali Ağca, ein türkischer Rechtsextremist, auf dem Petersplatz in Rom ein Attentat auf Papst Johannes Paul II. Ağca war Mitglied der Grauen Wölfe und wurde durch den Anschlag zu einem ihrer weltweit berühmtesten Anhänger.


1983

Gesetz zur „Förderung von Rückkehrbereitschaft von Ausländern“

1983 wurde durch die konservativ-liberale Regierung unter Helmut Kohl das sogenannte Rückkehrförderungsgesetz erlassen, welches sich nicht nur auf ökonomischen Begründungen begründete, sondern auch auf der Annahme, dass türkische MigrantInnen aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit nicht in ein christlich-geprägtes, europäisches Land integrierbar seien. Während rund 42% der spanischen und italienischen GastarbeiterInnen das Land verließen, verringerte sich die Anzahl jener, die türkischen Ursprungs waren, nur geringfügig. Und obwohl die türkische Arbeitsmigration sank, stieg die Anzahl türkischer Zuwanderer durch einen Familiennachzug an und zudem kam es immer verstärkter zu einem Prozess der Sesshaftwerdung. Nach einem langen Aufenthalt in Deutschland begannen viele GastarbeiterInnen ihre Familien nachzuholen, dieser Prozess wurde durch eine instabile politische Situation in der Türkei zusätzlich beschleunigt. Einer möglichen Rückkehr in das Heimatland wurde durch zunehmend schlechte wirtschaftliche und politische Verhältnisse entgegengewirkt.


1987

Gründung ATİB

1987 gründete sich in Deutschland die ATİB, die Avrupa Türk İslam Birliği (Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa), ein Dachverband für verschiedenste türkisch-nationalistische Vereine. Die Union spaltete sich aufgrund ideologischer Differenzen von der Türk Federasyon ab, um ihrerseits einen stärker islamisch ausgerichteten Kurs zu verfolgen. Heutzutage handelt es sich bei der ATİB neben der Türk Federasyon und der ATB um einen der drei großen Dachverbände für die türkische ultranationalistische Bewegung in Deutschland.


1990er

Verbreitung der Ideologie in Deutschland

In den 1990er Jahren begann die türkisch-ultranationalistische Szene in Deutschland beträchtlich zu wachsen. Es gründeten sich zahlreiche Vereine und Organisationen im Umfeld der Grauen Wölfe. Sie waren in sämtlichen Lebensbereichen tätig und es entstand ein breites Angebot aus Elterngruppen, Kultur- und Sportvereine, Jugendgruppen, Rockerbanden, Moscheegemeinden usw., die neben ihren eigentlichen Aufgabenfeldern immer auch auf eine Verbreitung des türkischen Nationalismus abzielten.


1992

Anschlag Mölln

In der Nacht auf den 23. November 1992 ereignete sich Häuser in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Mölln ein Brandanschlag zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser, bei dem zwei türkische Mädchen und ihre Großmutter kommen ums Leben kamen. Die Tat hatte einen rechtsextremen Hintergrund reiht sich in eine Welle von rassistisch motivierten Gewalttaten ein, die sich zu Beginn der 1990er Jahre nach der Wiedervereinigung insbesondere gegen Asylbewerber/innen richtete. Im Zuge dieser Ausschreitungen wurden viele türkischstämmige Jugendliche aktiv und begannen sich politisch zu organisieren, wodurch die türkische Rechte auch enorm an Einfluss gewann.


1993

Anschlag Solingen

Am 29. Mai 1993 kam es im nordrhein-westfälischen Solingen zu einem rechtsextrem motivierten Brandanschlag auf ein Zweifamilienhaus, bei dem fünf türkischstämmige Menschen starben und 17 weitere verletzt wurden.

Auch nach diesem Anschlag erhielt die türkisch-rechtsextreme Szene in Deutschland einen deutlichen Zulauf.


1993

Gründung BBP

1993 gründete sich in der Türkei die sogenannte „Große Einheitspartei“ (BBP/Büyük Birlik Partisi), nachdem sie sich zuvor von der MHP abspaltete. Sie ging aus dem religiös-fundamentalistischen Flügel des türkischen Ultranationalismus hervor und in der Parteiideologie wird die extrem nationalistische Ausrichtung mit islamischen Elementen verbunden.


1994

Gründung ATB

1994 spaltete sich ein Teil der ATİB von dem Dachverband und gründete unter dem Namen Avrupa Nizam-ı Alem Federasyonu (ANF/Föderation der Weltordnung in Europa), später dann ATB (Avrupa Türk Birliği/Verband der Türkischen Kulturvereine in Europa) einen eigenen Verein. Die Vereinslandschaft des türkischen Ultranationalismus wurde zusehends breiter und heute ist des ATB neben der Türk Federasyon und der ATİB einer der drei zentralen Dachverbände in Deutschland.


1996

Türkeş ruft Anhänger zum Eintritt in deutsche Parteien auf

Im Jahr 1996 rief der damalige MHP-Vorsitzende Alparslan Türkeş seine Anhänger/innen in Deutschland zum Eintritt in deutsche Parteien, insbesondere die CDU/CSU auf. Hinter der Aufforderung steht das von Türkeş entwickelte Konzept des „Europäischen Türkentums“, gemäß dem türkischstämmige Person ihre türkisch-nationale Identität im europäischen Ausland verbreiten sollen, dies auch auf dem Wege parteilicher Arbeit.


1997

Tod Türkeş

1997 verstarb der MHP-Vorsitzende Alparslan Türkeş. Auch nach seinem Tod dauert der Personenkult um den Ideologievater des türkischen Ultranationalismus bis heute an und wird er weiterhin von seinen Anhänger/innen als Başbuğ verehrt.
Nach seinem Tod übernahm Devlet Bahçeli den Parteivorsitz, der zwar ebenfalls eine extrem nationalistische Ideologie vertritt, aber vergleichsweise für ein gemäßigteres Auftreten steht und Gewalt nicht mehr offen propagiert.


2015

MHP-Wahlkampfveranstaltung in Oberhausen

Am 26. April 2015 hielt die MHP im Zuge der Parlamentswahlen in der Türkei eine Wahlkampfveranstaltung im nordrhein-westfälischen Oberhausen ab. An der Veranstaltung, auf der auch der Partei-Vorsitzende Devlet Bahçeli auftrat, nahmen rund 10.000 Personen teil.


2016

Bundestagsresolution zum armenischen Völkermord

Nach der Armenien-Resolution des Bundestags im Juni 2016, die den armenischen Völkermord als solchen benennt, wurden zahlreiche Befürworter der Resolution von türkischen Nationalisten bedroht. Dies betraf vor allem türkischstämmige Politiker/innen, einige von ihnen erhielten sogar Morddrohungen und wurden daraufhin unter Polizeischutz gestellt.


2017

Türkischer Außenminister zeigt Wolfsgruß 

Bei einer Rede in Hamburg zeigte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu den Wolfsgruß, das Erkennungszeichen des türkischen Ultranationalismus. Laut Verfassungsschutz ist das Handzeichen zwar nicht als direkter Beweis für die Zugehörigkeit zur türkisch-rechtsextremen Szene zu werten, dennoch handle es sich hierbei um eine „bedenkliche Referenzerweisung“.


2018

Verbot Boxclub „Osmanen Germania“

Die türkisch-nationalistische rockerähnliche Gruppierung „Osmanen Germania“, welche in Deutschland der organisierten Kriminalität zugeordnet wird, wird 2018 durch das Innenministerium verboten.



August 2020

Anhänger bei Kommunalwahlen in NRW

Bei den Kommunalwahlen 2020 in Nordrhein-Westfalen wird bekannt, dass einige der Kandidaten Verbindungen zum türkischen Ultranationalismus haben.


November 2020

Verbotsdebatte

November 2020 beriet sich der Bundestag über ein Verbot der „Grauen Wölfe“, wobei sich alle Fraktionen dafür aussprachen. Ob sich das jedoch realisieren lässt, wird sich zeigen müssen. Das Bundesinnenministerium überprüft die Möglichkeit eines Verbots. Das es sich jedoch beim türkischen Ultranationalismus nicht um einen Verein mit klaren Strukturen, sondern eher um einen Sammelbegriff für verschiedene Dachverbände, Gruppierungen aber auch Einzelpersonen handelt, könnte sich das Vorhaben als schwierig erweisen.