Dönme
„Als Dönme (türk.: Konvertiten) werden Angehörige und Nachkommen einer jüdischen Sekte bezeichnet, die im 17. Jahrhundert zum Islam konvertierte und heutzutage einen beliebten Gegenstand von Verschwörungserzählungen in der Türkei darstellen.
Die Sekte entstand im 17. Jahrhundert im griechischen, damals noch osmanischen, Thessaloniki unter der Führung von Shabbetai Tzevi. Nachdem sich dieser selbst zum Messias der Juden ernannte und die Aufmerksamkeit der osmanischen Regierung auf sich zog, stellte man ihn vor die Wahl zwischen der Todesstrafe und der Konversion zum Islam. Daraufhin trat er mit seinen Anhänger/innen zum Islam über, im Geheimen praktizierten sie jedoch weiterhin jüdische Bräuche, weshalb sie Gruppierung heutzutage als Kryptojüd/innen bezeichnet wird.
Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges 1921-22 siedelten zwischen 10.000 und 15.000 Dönme in das Gebiet der Türkei über, wo sie zu einem Dorn im Auge des türkischen Staates wurden. Sie passten nicht zum homogenen, säkularen und türkischen Identitätskonzept der jungen Republik. Während es sich beim Osmanischen Reich noch um einen Vielvölkerstaat handelte, stand nach der Republikgründung das Türkentum im Vordergrund, was anhand rassistischer sowie religiöser Merkmale definiert wurde. Aufgrund ihrer griechischen Herkunft und jüdischen Hintergrundes wurden sie dem „wahren“ Türkentum nicht zugehörig betrachtet, zudem finden sich in der türkischen Rezeption der Dönme zahlreiche klassische antisemitische Feindbilder und Stereotypen.
Heutzutage taucht die Gruppe der Dönme vorderranging im Zusammenhang mit Verschwörungserzählungen auf. Ihnen werden geheime Machenschaften vorgeworfen, sie sollen die Finanzen kontrollieren und den türkischen Staat unterwandern. Immer wieder werden Personen als vermeintliche Mitglieder der Dönme enttarnt. Das Motiv der Dönme wird in der Türkei in zahlreichen Zeitungen, Büchern und Medienportalen aufgegriffen, sodass sich feststellen lässt, dass diese Erzählung weit in die Mitte der türkischen Gesellschaft hineinreicht.“